Direktor Paulitsch versuchte inzwischen in seinem Büro, die Kollegin von der Nachbarbank so herzurichten, wie Gott sie geschaffen hatte.
Beide saßen auf seinem Schreibtisch und küssten wie wild. Wild vor allem deshalb, weil beide aufgrund des hohen Alkoholpegels einerseits keine Hemmungen mehr kannten, andererseits jedoch keine zielgerichteten Aktionen ausführen konnten.
Direktor Paulitsch schleckte daher beim Knutschversuch dem unheimlichen Schwarm unseres obdachlosen Freundes die gesamte Schminke aus dem Gesicht. Und das war gar nicht so wenig.
Die Frage, die sich der Chefbanker in diesem Moment nicht stellte, war, was mit den Partikeln der heruntergelutschten Schminke und vor allen Dingen dem dick aufgetragenen roten Lippenstift weiter passieren würde.
Diese sind nämlich weder wasser- noch speichellöslich, sondern wandern über die Zunge mit der Spucke zusammen in den Verdauungskreislauf. Nach der Passage des Magens und des Dünndarms bleiben diese mikroskopisch kleinen Kosmetikteilchen im Dickdarm hängen. Hier gelangen sie mittels Osmose durch die Darmscheidewand statt wertvoller Nährstoffe in den Blutkreislauf.
Da sie den roten Blutkörperchen sehr ähnlich sehen, werden sie von ihnen als entfernte Verwandte erkannt und mit auf die Reise Richtung Lunge genommen. Allerdings besitzen sie nicht die an Schwimmreifen erinnernde Form Ihrer Gastgeber.
Irgendwann kommen sie gemeinsam in der Lunge an. Hier verarschen sie die Sauerstoffteilchen, die durch die Lungenbläschen auf die roten Blutkörperchen aufspringen wollen und den Körper versorgen sollen. Die getäuschten Sauerstöffchen hüpfen den Lippenstiftpartikeln auf den Rücken, können sich hier jedoch nicht halten, rutschen ab und werden sofort über die Lungenbläschen als nicht brauchbar wieder ausgeatmet.
Unsere Lippis wandern also sauerstofflos durch den Körper des Wirtes, in diesem Fall unserem Direktor Paulitsch. Dieser hätte gerade jetzt eine Extraportion Sauerstoff nötig. Zum einen, weil sich der Alkohol im Blut deutlich negativ auf seine Kondition auswirkte. Zum anderen, weil eine bestimmte Körperzone vehement nach einer höheren Lieferquote schrie. War allerdings völlig umsonst, da mit den Lippis zwar mehr rote Flüssigkeit in die Mitte des männlichen Bankdirektors floss, diese aber nichts Brauchbares dabei hatte.
Das ist übrigens auch der Grund, warum Hochleistungssportler vor wichtigen Wettkämpfen von Ihren Trainern oft Sexverbot bekommen. Sonst wäre die ganze Vorbereitung im kenianischen Hochland umsonst gewesen. Durch die Verarsche der Sauerstoffteilchen würde ihnen die im Höhentrainingslager angestiegene Hämoglobinmenge nichts nützen, da ein großer Teil der Sauerstofftransportmittel nur als Attrappen mitwandern würde, statt die Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen.
Irgendwann kommt der Körper drauf, dass er reingelegt wurde, und setzt sich zur Wehr. Die Lippis werden wieder ausgeschieden. Allerdings nicht über den Dickdarm. Dieser lässt sich kein weiteres Mal hereinlegen. Stattdessen macht er es über die Haut.
Schon mal Pickel gehabt, meine Herren? Gewisse Hautzellen werden von der Zentrale dazu bestimmt, Ausscheidungsorgan für diese überflüssigen Relikte der Kosmetikindustrie zu sein. Hier werden die nutzlosen Partikel gesammelt und wenn genug zusammengekommen sind in Form eines Eiterpickels ausgeschieden.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum viele Frauen so gerne Pickel ausdrücken? Sie wollen sich ihre Schminke zurückholen!
Führende südchilenische Biologen haben herausgefunden, dass eine Frau, die sich täglich schminkt und Lippenstift benutzt, im Laufe Ihres Lebens circa 183 Kilogramm abschleckbare Masse aufträgt. Wenn Mann wie in diesem Moment Direktor Paulitsch, versucht, diese Masse rückstandslos zu vertilgen wird es mit Pickeln alleine nicht ausreichen. Der eine oder andere Gelsen-, für Schönsprecher Mückenstich, müsste sicher dazugeschummelt werden. Dadurch ergibt sich, dass manche Menschen auch in der völlig gelsenfreien Zeit komplett zerstochen herumlaufen.
Lippenstift